Status : Open Competition, 2018
Client : Stadt Dresden
Location : Dresden, Germany
Program : Mixed-use, Culture, Residential
Site : 10.11 ha
Team : Hanyoung Lee
Collaborators : grünewelle Landschaftsarchitektur
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Königsufer und Neustädter Markt, Dresden
Das Königsufer und der Neustädter Markt liegen an der zentralen Schnittstelle zwischen Dresdner Alt- und Neustadt und sind in städtebaulicher sowie kulturhistorischer Hinsicht eine besondere Herausforderung für die Dresdener Stadtentwicklung. Mit der Neuordnung des Areals besteht die Möglichkeit, die Schlüsselbereiche im Herzen des Stadtgefüges attraktiv und lebendig zu einer neuen urbanen Mitte für Öffentlichkeit umzustrukturieren.
Für die „Neue Mitte“ entstehen damit folgende Chancen, welche Leitgedanken für unseren Entwurf sind:
– Neuer Markt als attraktiver urbaner Stadtraum
– Brückenkopf als Auftaktpunkt für die „Neue Mitte“
– Vernetzung von Stadtraum und Grünraum
– Identitätsstiftende Gebäudeensemble
Räumlicher Dialog zwischen Stadtraum und Landschaft
Der Straßenraum entlang der Großen Meisner Straße und Köpckestraße wird durch die begleitende Bebauungen städtebaulich neu gefasst und bildet dadurch eine angenehme städtische Räumlichkeit.
Durch neue Bebauungen auf dem Bereich zwischen Hotel Bellevue und Finanzministerium bekommt der Neustädter Markt eine klare räumliche Struktur. Die Gebäude sind in einzelnen aufgelockerten Volumen konzipiert und lassen visuelle Bezüge zwischen dem Neustädter Markt, über die Elbe und die Altstadt zu. Die neuen Gassen zwischen den Gebäuden ergeben sich durch die enge Straßenbereite und hohe Raumproportionen. Es entsteht hierdurch ein Altstadt-Charakter und die fußläufige Verbindung vom Platz zum Ufer wird verstärkt. Die Straßenkanten, Verbindungsachsen und Baufluchten des denkmalgeschützten Blockhauses und der ehemals historischen Bebauung werden aufgenommen und prägen die Geometrie der neuen Baukörper. Das Ensemble der neuen Gebäude wird wie selbstverständlich in den urbanen Kontext sensibel integriert und ergänzt die vorhandene Stadtstruktur.
Ziel ist die Schaffung eines harmonischen und attraktiven Stadtraums, mit lebendigen Gebäudeansichten, vielfältigen Nutzungsaktivitäten und unterschiedlicher, jedoch gleichwertig hoher Qualität.
Identitätsstiftende Gebäudestruktur
Die neuen Gebäudevolumen und Dimensionen reagieren in ihrem architektonischen Erscheinungsbild ausdrucksstark auf das Blockhaus mit seiner Architektureigenschaft. Die Gebäudeemsemble zwischen Ufer und Große Meisner Straße/Köpckestraße werden nicht nur als eine ganzheitliche Gebäudestruktur konzipiert sondern unter der Berücksichtigung der historischen Parzellierung auch in einzelnen Gebäudeformen kleinteilig aufgeteilt.
Die südliche Gebäudekante des sich zum Ufer hin erstreckten Neubau (Flurstück Nr. 314/1) bezieht sich auf die Gebäudekante der historischen Bebauung auf dem Flurstück Nr. 319/3. Für die Neubauten wurde die Traufhöhe (13.6m) und Firsthöhe (20m) des Hotel Bellevue übernommen und weitergeführt. Die Firsthöhe der Neubauten steigt von 26m auf 29m von Westen nach Osten (Finanzministerium). Diese Höhenentwicklung der Dachlandschaft zeigt eine harmonische Einfügung des Neubaus in das historischen Stadtbild. Die unteren Gebäudeteile sind massiv und gestalterisch analog zu historischen Gebäuden z.B. vertikale Fassadengliederung, Materialität etc. vorgeschlagen und die schrägen Dächer sind als Kontrast zum Sockel transparent ausgebildet und schaffen somit eine identitätsstiftende gesamtheitliche Silhouette.
Mit der vorgeschlagenen Gebäudestruktur, welche das gemischt genutzte Gebäude mit Kunsthalle, Büros, kleinteiligem Einzelhandel und urbanem Wohnen umfasst, erhält der hochkarätig Stadtkern eine neue Identität und Vitalität.
Konzept Stadtraum
Der Entwurf stärkt die Raumfolgen der Achse Altstadt – Augustusbrücke – Neustadt. Durch Raumschließung und einen Rücksprung in der Gebäudeflucht richtet sich die Achse der Hauptstraße aus, auf das historische Blockhaus. Der Kontrast zwischen städtischer Dichte und offenem Landschaftsraum wird betont. Dennoch erlaubt der Städtebau eine gute freiräumliche Vernetzung und Durchlässigkeit an die Elbufer. Durch Baumkörper im Platzraum erhält der Neustädter Markt seine historischen Proportionen zurück. Beidseitig entstehen geschützte, intime Quartiersplätze mit Brunnen und schattenspendenden Baumgruppen.
Freiraum
Die Schließung der Baulücke zwischen Sächsischem Staatsministerium und Blockhaus vervollständigt die Stadtansicht der Neustadt einerseits und stärkt die Raumkanten am Neustädter Markt andererseits. Baumkörper aus schnellwüchsige Platanen simulieren die historischen Dimensionen der Großen Meisner Straße und der Köpckestraße, die im Zuge der autogerechten Stadt nach 1945 ihren menschlichen Maßstab verloren haben. Der Neustädter Markt erhält seine historischen Proportionen zurück. Durch die Baumpflanzungen im Platz- und Straßenraum rücken die Randbereiche des heutigen Platzes in die zweite Reihe und werden mit ihren Brunnen als Quartiersplätze für die Bewohner des Stadtteils gestaltet. Die Anbindung ins Quartiersinnere wird durch Lücken in der Randbebauung verbessert. Die Stadtbahntrasse führt über den Pflasterteppich des zentralen Platzbereichs. In den Randbereichen wird der Gleiskörper begrünt, um das urbane Kleinklima und den städtischen Wasserhaushalt positiv zu beeinflussen. Die Fahrbahnen werden farblich so gestaltet, dass sie nicht den Platzraum durchschneiden, sondern optisch über den Platz führen.
Die Freiräume der Elbaue gliedert sich in drei funktional unterschiedliche Zonen. Die Flutwiesen unmittelbar am Ufer der Elbe sind periodischen Hochwasserereignissen ausgesetzt und entsprechend freigehalten. Zwischen Radweg und Uferpromenade spannen sich nutzungsoffene Rasenteppiche auf, die zum Verweilen im Flussraum einladen. Die dritte Zone ist intensiv gestaltet, mit repräsentativen Park- und Gartenanlagen. Die Freiräume an der Stadtkante vermitteln zwischen Fluss- und Siedlungsraum. Sie sind den Gebäuden zugeordnet und bespielen den Flussraum mit gastronomischen und kulturellen Angeboten. Das Narrenhäusel erhält seinen dazugehörigen Biergarten. Der wertvolle Baumbestand kann weitgehend erhalten bleiben. Die vorgeschlagene Baustruktur erlaubt in den Fugen eine gute, barrierefreie Vernetzung aus dem Stadtquartier in den Landschaftsraum der Elbufer.